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Hospitality in einem technologiegetriebenen Umfeld. Eine Illusion?

Ausgerüstet mit dem Bachelor in International Hospitality Management ist Sophie Korber bei uns seit März 2024 als Mandatsleiterin IT tätig. Nach dem Engagement im Tourismusbereich, hat sie sich in einem internationalen Unternehmen auf die Beratung und Suche von IT-Spezialist:innen fokussiert. Warum für sie Hospitality branchenunabhängig ist, erläutert sie hier in diesem Blog-Beitrag.

  • HR-Insights
  • 12. Dezember 2024

Hotel bell

Soziale Kompetenzen, um als Gastgeber:in zu überzeugen. 
Über alle Branchen hinweg wird zwischen Hard und Soft Skills unterschieden. Hospitality – zur Bedeutung gleich mehr – umfasst hauptsächlich den Bereich Soft Skills. Sie überzeugen als Host in erster Linie mit authentischem Auftreten, umsichtigem Handeln, hoher Sozialkompetenz und Dienstleistungsorientierung. Auch Teamorientierung und eine „Hands-on“-Mentalität gehören dazu.

Über die ursprüngliche Bedeutung von Gastfreundschaft hinaus.
Wie bereits angedeutet, stellt sich die Frage: Was bedeutet eigentlich Hospitality? Der Begriff kommt aus dem Englischen und definiert sich wie folgt: „The act of being friendly and welcoming to guests and visitors“.1 Daraus lässt sich jedoch noch wesentlich mehr ableiten: Hospitality bedeutet auch ein Kundenerlebnis zu schaffen, einen Gedanken voraus zu sein und zu spüren, welche Wünsche und Herausforderungen beim Gegenüber vorhanden sind.

Hospitality hat auch in der IT-Welt eine zentrale Bedeutung.
In der heutigen Zeit, die von schnellen Veränderungen geprägt ist, zeigt sich immer mehr, dass Individuen im beruflichen Alltag adaptiv, resilient und agil sein müssen. Gerade mit dem Fortschreiten der KI und Digitalisierung ist es essenziell, mit persönlichen Soft Skills herauszustechen. Dies gilt auch in der IT-Welt. Fachspezialist:innen arbeiten entweder in der internen IT einer Unternehmung (Bank, Verwaltung, Industrie etc.) und betreuen dort interne und externe Stakeholder aus verschiedenen Abteilungen. Oder sie sind bei einem IT-Dienstleister tätig und beraten diverse externe Kunden. In beiden Fällen ist es zunehmend wichtig Consultant oder Berater:in zu sein. Technische Aspekte sollen so vermittelt werden, dass das technisch weniger versierte Gegenüber die Mitteilung verarbeiten kann. Hier erhält Hospitality eine entscheidende Rolle.

Am Markt sichtbar. 
Aktuell beobachte ich eine besondere Herausforderung im IT-Markt: Die ursprüngliche Variante der Informatik-Berufslehre hat 1993 erste Wurzeln geschlagen. Bis 2005 sind die Absolvent:innen-Zahlen stark gestiegen, danach wieder stagniert. Zwischen 2010 und 2018 haben jährlich lediglich 4'000 Informatiker:innen eine Berufslehre, höhere Fachausbildung oder Hochschule abgeschlossen. Gleichzeitig stiegen doppelt so viele aus dem Beruf aus.2 Durch die daraus entstandene Diskrepanz fehlt es an technisch versierten Entwickler:innen und Engineers. Die wenigen, welche noch im Beruf vertreten sind, besetzen mittlerweile eine strategische oder konzeptionelle Rolle bzw. streben legitimerweise eine Herausforderung auf dieser Ebene an – weg vom «hands-on» Business. Trotz dieser Ausrichtung nehme ich den Markt rund um Führungsfunktionen und strategische Rollen als trocken wahr: tiefes Angebot – hohe Nachfrage. Auch hier birgt das Stichwort Hospitality Chancen. Schliesslich ist es von grossem Wert, gerade in solch einem Fall, jungen Persönlichkeiten die Möglichkeit zu geben, mehr Verantwortung zu übernehmen und eine beratende Rolle einzunehmen. 

Überschneidungen und Ungleichheiten bei den Branchen. 
Als grösste Gemeinsamkeit sehe ich die Kunden- bzw. Gästeorientierung. Sowohl die IT- wie auch die Tourismus-Branche beinhalten Dienstleistungen, welche eine vergleichbare Herangehensweise erfordern. Nichtsdestotrotz gibt es in der IT einen grossen Kern an «Techies», die hoch professionell Technologien im Innern weiterentwickeln und -bringen. Die einwandfreie Basis steht für diese Kandidat:innen an erster Stelle – aber auch hier mit dem ergänzenden Gedanken: Was benötigt der Enduser? Was hilft weiter? Wie kann der Prozess für den Enduser optimiert werden? 

Mein persönliches Fazit. 
Für mich bedeutet Hospitality «delivering a unique experience». Genau diese Dienstleistungsorientierung habe ich aus meinen vergangenen Erfahrungen und dem Studium in International Hospitality Management mitgenommen. Mich fasziniert insbesondere, wie diese Form von Business «delivering» zu nachhaltigen Erfolgen führt. Hospitality ist – wie an den Ausführungen sichtbar – in diversen Branchen präsent, und gerade in einem technologiegetriebenen Umfeld das Gegenteil einer Illusion. Auch wenn Sie keinen direkten Kunden- oder Gästekontakt haben, diese Haltung können Sie in Ihrem Unternehmen einbringen – bei jeder internen Interaktion. Und das bringt Sie, wie auch Ihre Arbeitgeberin weiter.

Legende: 
Cambridge Dictionary
2  Historisches Lexikon der Schweiz HLS: Informatik

Definition Hospitality: Im weitesten Sinne bedeutet der Begriff eine freundliche und einladende Atmosphäre, das Gefühl, sich um die Gäste zu kümmern und dafür zu sorgen, dass ihre Bedürfnisse erfüllt werden.

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