Wieso Unternehmen Jobsharing fördern sollten
Jobsharing ist ein vielseitig einsetzbares Arbeitsmodell welches sich eignet, sich verändernden wirtschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen sowie Trends im Arbeitsmarktumfeld zu begegnen.
Immer mehr Kandidat*innen signalisieren uns, dass sie an Jobsharing (oder Topsharing, wenn wir von Jobsharing auf Kaderstufe sprechen) interessiert wären, wenn sich eine Möglichkeit dazu bieten würde. Obwohl die Vorteile von Jobsharing sowohl für Unternehmen wie auch für Mitarbeitende weitgehend bekannt sind, verläuft die Verbreitung dieses Modells zögerlich und nur wenige Unternehmen setzen Jobsharing als strategische Lösung ein. Dabei hat Jobsharing so viel zu bieten.
Dem Demografischen Wandel begegnen
Durch den demografischen Wandel verändert sich die Konstellation und Altersstruktur auf dem Arbeitsmarkt. Da aktuell mehr Arbeitskräfte in Pension gehen als in die Berufswelt einsteigen gehen wir davon aus, dass es für Unternehmen in Zukunft schwieriger wird, qualifizierte Fach- und Führungskräfte zu finden. Jobsharing kann eingesetzt werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und stellt ein interessanter Ansatz für die Personalgewinnung und -bindung gut qualifizierter Fachkräfte dar. Es dient als Instrument, um jüngere und ältere Arbeitnehmende ergänzend in verantwortungsvollen Positionen im Unternehmen einzubinden. Ein Unternehmen kann mit Jobsharing eine grössere Anzahl Kandidatinnen und Kandidaten ansprechen und damit brachliegendes Potential von Fach- und Führungskräften erschliessen, welche nicht Vollzeit arbeiten wollen oder können.
Dem Wertewandel begegnen
Während die Generation der Babyboomers langsam in Rente geht, tritt die Generation Y in die Arbeitswelt ein. Mit diesem Generationenwechsel findet gleichzeitig ein Kultur- und Wertewandel statt, u.a. weg von der klassischen Auffassung des männlichen Ernährers und der weiblichen Familienorganisatorin hin zu flexibleren Arbeits- und Familienmodellen. Jobsharing bietet Lösungen, um dem Kultur- und Wertewandel zu begegnen. Dabei ist der Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance oder die Entwicklung hin zu mehr Teamorientierung zu nennen. Branchen, die in Bezug auf das Lohnniveau nicht die Nase vorn haben, können sich mit flexiblen Arbeitsmodellen profilieren. Gerade dies kann einem Unternehmen im «Kampf um die besten Talente» einen entscheidenden Vorteil generieren.
Für eine ausgewogene Geschlechterverteilung
Jobsharing bietet Vorteile für Mitarbeitende jeden Geschlechts. Erhalten beispielsweise mehr Männer mit familiären Verpflichtungen die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten, gibt das wiederum mehr Spielraum für Familien-Frauen, ihre beruflichen Interessen voranzutreiben.
Fördert ein modernes Führungsverständnis
In der Führungsarbeit geht es zunehmend darum Voraussetzungen zu schaffen, welche Autonomie, Partizipation, Eigenverantwortung und die Reflexion der Organisationsmitglieder zulassen. Jobsharing integriert partnerschaftliche Zusammenarbeit in einem flexiblen Arbeitsmodell. Ziel dabei ist nicht die Gleichschaltung, sondern vielmehr die Freischaltung vorhandener Wissensbestände sowie Fähigkeiten und dadurch das Erschließen innovativer Potenziale. Probleme im Unternehmen werden zunehmend komplexer und lassen sich kaum mehr linear und im Alleingang lösen. Die vielfältige Nutzung unterschiedlicher Ressourcen zur Erhöhung der Qualität von Führungsentscheidungen ist notwendig. Diese Entwicklung offenbart die Grenzen des klassischen Führungsverständnisses und verdeutlicht gleichzeitig das enorme Chancenpotenzial geteilter Führung.
Job- oder Topsharing bietet eine praktische und sofort einsetzbare Möglichkeit, sowohl den veränderten Rahmenbedingungen wie dem demografisch-bedingten Fachkräftemangel oder dem Wertewandel zu begegnen, als auch aufkommenden Arbeitsmarkttrends gerecht zu werden. Wieso denn noch zuwarten?
Autorin: Stephanie Briner ist Mandatsleiterin bei der Jörg Lienert AG und Expertin für Diversity und Gleichstellung. Sie ist die kompetente Ansprechperson in Sachen Topsharing und Rekrutierung von Co-Leitungen.